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Norwegen - Dreamtime (1)



Hier bin ich nun in Norwegen.

Die letzten Tage wurde ich innerlich immer ruhiger und zurückgezogener. Heute beim Flug überkam mich so ein tiefes, inniges Gefühl der stillen Freude, so als wäre etwas ganz nah, das schon immer zu mir gehörte. Ich denke, es ist ein Teil von mir.

(Tagebucheintrag, Tromso, 22.10.2023)


Ende Oktober 2023, drei Tage nachdem ich meine bisherige Tätigkeit als Ärztin in einem Gesundheitszentrum in der Steiermark beendet hatte, machte ich mich auf den Weg in den Hohen Norden, um an einem Retreat mit Curawaka teilzunehmen und endlich meine eigene Medicine Drum zu bauen und mich noch mehr mit meiner Stimme zu verbinden.


Ich kam müde und erschöpft von den Jahren zuvor an.

Von der wachsenden Unzufriedenheit in meiner ärztlichen Tätigkeit, der Zeit der Pandemie, dem plötzlichen Tod eines guten Freundes Ende 2022, meinen alltäglichen Herausforderungen und von einer sehr intensiven Phase mit Pflanzenmedizin, aus der ich mich – zwar von vielem Alten befreit – aber gefühlt mehrfach gehäutet, ziemlich verletzlich und roh entlassen hatte.


Mein Rucksack war also etwas schwer, aber gleichzeitig war auch die Lust groß, mich weiter dem Abenteuer anzuvertrauen, meinen eigenen Weg zu gehen und mich auf das Unbekannte einzulassen – mit allen Konsequenzen, die das für mich mit sich bringen würde...

Über Finnland ging es nach Tomso, wo ich die erste Nacht alleine verbrachte.

An der Wand in meinem kleinen Zimmer stand in großen Buchstaben "You are smart"

was ich als eindeutige Bestätigung wertete, dass meine Entscheidung für diese Reise die richtige war. Es handelte sich allerdings weniger um eine Entscheidung sondern mehr um eine Eingebung. 3 Monate davor nahm ich bei einem Sing-Workshop von Anna Bariyani in München teil und als sie das Retreat im hohen Norden kurz erwähnte war sofort klar für mich, dass ich dabei sein würde. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Eigentlich hatte ich für die selbe Zeit eine Reise nach Kolumbien geplant. Aber nein, für mich war klar: Norwegen.



Wir waren eine lebendige Gruppe von Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt (Norwegen, Island, die USA - auch Hawaii - Indonesien, Mexiko, Argentinien, Brasilien, dem Irak, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich) die eine Woche gemeinsam in den Lyngenalps verbringen würden.


Die Verbundenheit und das Gemeinschaftsgefühl waren von Anfang an stark spürbar, was auch durch unsere gemeinsame Ausrichtung bedingt war:

Wir wollten unsere Medicine Drums bauen, die Nordlichter bestaunen – oder besser: aufsaugen – unsere Stimmen gemeinsam aus den Angeln heben, die Weisheit und die Geschenke des Nordens empfangen, uns in die Vergänglichkeit des Augenblicks hineinweben und uns selbst und das Leben bei all dem gemeinsam voller Hingabe feiern.

Wir sangen, trommelten und tanzten mit den Nordlichtern, dem Mond und dem Feuer

und am ewigen Eis.

Ich war beseelt und zutiefst berührt von all diesen Erlebnissen, die mir in manchen Momenten wie ein Traum schienen, und auch jetzt, wo ich mich wieder in all das hineinfühle und die Bilder vor mir habe.


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Dann kam er, dieser ganz besondere Moment...

Die Nacht an dem wir beim Meer unter den tanzenden Nordlichtern feierten.

Alle waren ausgelassen, Kakao wurde ausgeschenkt ;) Wir teilten unsere Lieder...

Da hatte ich plötzlich den Impuls, einfach loszugehen, einen schmalen Weg entlang, von der Gruppe weg. Über mir der weite Himmel, der Mond spiegelte sich in den sanften Wellen des eisigen Meeres, hin und wieder huschte ein heller Schein über den Himmel.

Die Luft war so klar, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte und angenehm kalt.

Ich ging immer weiter, ohne nachzudenken. Mein Kopf war leer. Ich nahm einfach nur wahr.

Irgendwann blieb ich stehen.

Ich hörte das Wasser und den Wind, ich sah die Lichter und die Umrisse der Berge.

Da war sie, die Stille in mir.

Ich hatte das Gefühl, als hätte ich einen Raum in meinem Inneren betreten. Einen Ort des Vertrauens und der Verbundenheit, den ich zum ersten Mal richtig erfassen konnte in seiner ganzen Weite.

Dieser Moment war ein zeitloser und gleichzeitig endloser und das Gefühl im Grunde unbeschreiblich.

Ich war einfach nur da.


Als ich irgendwann zu den anderen zurückkehren wollte, waren sie nicht mehr am Feuer.

Ich hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war.

Kurz dachte ich, dass es wirklich ein Traum ist, dann dass sie ich vergessen hätten - kurz freute mich das sogar, denn am liebsten wäre ich dort geblieben.

Doch die Gruppe warteten geduldig auf mich im Bus, so als hätten sie gewusst, wie wichtig dieser Moment für mich war.



Seit diesem Erlebnis habe ich die absolute Gewissheit, dass ich mich

zweifelsfrei auf meine innere Stimme verlassen kann, weil sie mich genau dorthin bringt, wo ich hingehöre... to be continued.


Mit den Wolken atmen...

Auf einmal geht es ganz leicht zu singen und zu sein.

Ganz da zu sein, in allem ohne viel zu denken.

Nichts kann mich festhalten, alles ist immer jetzt und der nächste Moment wird sich zeigen. Nimm einen Atemzug. (Tagebucheintrag 28.10.2023, Lyngenalps)







 
 
 

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